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Freitag, 16. Oktober 2020

Was du fühlst passt in keinen Gedanken.#

Was ich für D. gefühlt habe in all den Jahren ist komplex. 
Das sind einerseits Gefühle, die mich zu Fall gebracht und in den Wahnsinn getrieben haben. Und andererseits hat mich dieses Verhältnis so oft kalt gelassen. 

Ich habe häufig zu T. oder auch J. gesagt, dass ich mir gewünscht hätte, dass D. sich einfach wie ein guter Freund verhalten hätte. Das ist sicherlich ein Teil der Wahrheit. 
Genauso habe ich mir aber zu vielen Zeitpunkten gewünscht, dass es etwas Besonderes ist und bleibt und mich von der leisen Angst und vermeintlichen Sicherheit treiben lassen, dass irgendwann doch der Punkt kommt, an dem wir beieinander sind, es aufrichtig und einfach ist. 

In diesen langen Jahren habe ich für D. immer irgendwas gefühlt. Irgendwas, das mir mal mehr oder weniger bewusst war und sich mal mehr oder weniger als Gefühl manifestierte. 
Ich habe das so oft gedacht, so oft sind diese Gedanken vor meinem geistigen Auge runter gerattert. Aber wann habe ich sie mal ausgesprochen, wann war ich so ehrlich dieses Chaos in seiner Gänze und Härte zu teilen? 

Ich habe selber nicht immer verstanden, warum ich was zu welchem Zeitpunkt fühlte. 
2018 als ich Single und bei ihm war ging mein Leben danach ganz normal "ohne" ihn weiter. Es war zu diesem Zeitpunkt auch keine Perspektive mich da gefühlstechnisch zu verlieren. 
Anfang diesen Jahres hingegen hat mich unsere Begegnung in einen tiefen Strudel aus Gefühlen gestoßen. 
Er ist auch nicht unschuldig daran, er hat sich eine ganze Strecke lang daran beteiligt - auch wenn das vermutlich mit keinem Wort aufrichtig war. 

Vermeintlich zu wissen, dass keiner den anderen so gut kennt wie man selbst, ist eine der vielen Aspekte, die sich als Idealisierung offenbarten. 
D. kennt mich nicht mehr, vielleicht hat er mich auch nie wirklich verstanden. Genauso wenig weiß ich, was D. für ein Mensch ist. Ich kenne ihn augenscheinlich in den seltenen Momenten, in denen er heuchlerisch Zuneigung offenbart. Viel mehr scheine ich ihn zu erkennen in den Momenten, in denen nichts zurück kommt, in denen er unzuverlässig ist. Das sieht ihm ähnlich, das macht ihn für mich aus.
Von seinem Charakter und seinen Facetten ist für mich nichts übrig geblieben, wenn ich jemals ein echtes Bild davon hatte. 
Ich sehe diese Unzuverlässigkeit und die vielen Male, die er moralisch verwerflich handelte. Und vermutlich sieht er dieses Verhalten auch bei mir.

D. hat mir in der Zeit selten bis nie das geben können, was ich gebraucht habe. Der Vergleich mit F. ist hart, aber gerechtfertigt. F. hat viele Wochenenden mit mir verbracht. Ein ganzes Jahr lang. D. und ich haben uns nie gesehen, bevor wir 18 wurden. F. nahm mich auch in der Öffentlichkeit wie ich war. D. verhielt sich ruhig und wollte oder konnte seine Zuneigung nie in diesem Raum offenbaren.
Ich war 2012 emotional zerrissen zwischen den beiden und auch ganz allgemein und letztlich hat mir keiner der Beiden die Sicherheit gegeben, die ich gesucht habe. D. hat es aber auch nie im Ansatz versucht. Von Anfang an war unsere zwischenmenschliche Beziehung durch die Relation und das Hereinbrechen mit und anderer Personen bestimmt. 

Zu beschreiben was ich fühle und das ganze Chaos, das mit D. einhergeht, zu sortieren ist beinahe unmöglich.
Ich habe mir immer wieder aufrichtig gewünscht, dass es anders wäre. Dass wir noch am gleichen Ort wären, dass es einfacher wäre. 
D. hat so häufig gesagt, dass er sich wünschte, dass es anders wäre. Und der Ausgang dieser ganzen Geschichte lässt nicht darauf schließen, dass er es auch nur ein einziges Mal ernst meinte.

In all den Jahren habe ich immer etwas für D. über gehabt. In den Momenten, in denen das deutlich wurde, hat es mich innerlich zermürbt und vermutlich auch nach und nach jede einzelne Beziehung zum Scheitern gebracht. Da sind Dinge zwischen mir und D., die ich mit ins Grab nehmen werde, weil es mir selber so falsch vorkam. Ich habe mich für ihn selber immer wieder ins Fadenkreuz meiner eigenen Moralvorstellungen verfrachtet und mit meiner Unaufrichtigkeit gelebt. Das hätte ich auch dieses Mal wieder, wenn es dazu gekommen wäre. Was umso trauriger ist. Dass er es war. Immer wieder.

Vermutlich war ich noch nie wirklich aufrichtig, wenn ich mit jemandem über die Beziehung zu D. gesprochen habe. D. ist sich der wirklich traurigen Wahrheit sicherlich bewusst. Auch wenn er mich nicht (mehr) kennt, ist ihm mein Loyalitätsempfinden sicherlich noch ein Begriff.
S. hat mich so häufig gefragt, was ich denn wirklich von D. erwarte und warum. Auf diese Fragen gibt es Antworten, die mir immer bewusst waren, die ich aber nie wirklich wahrhaben wollte. 

Dieses Frühjahr hat mich paralysiert. Es hat mich in seiner gesamten Gefühlswoge überrascht und mich rastlos werden lassen. Das ging vorbei. Aber damit auch das Bild, welches ich von D's und meiner Beziehung hatte.
D. hat sich zu keiner Sekunde mit dem Problem auseinandergesetzt. Er hat mit keinem Gedanken versucht zu verstehen.  Er ging ohne etwas zu sagen. Ohne ,dass er darüber nachgedacht hat, hat er vielleicht das Bestmögliche getan. Er ging. 

Was wäre auch eine Alternative gewesen zu der jetzigen Situation? 
Es gibt keine Alternative, die im Ansatz zufriedenstellend für irgendwen von uns wäre, wenn man davon ausgeht, dass nicht jedes von D's Worten einfach gelogen war. 
Die wahrscheinlichere Situation, die bedeutet, dass vieles dem Zeitvertrieb diente, musste unausweichlich zur gegenwärtigen Lage führen. Kein Weg hätte daran vorbei geführt.

Viele Jahre war D. ein großer Teil meines Lebens. Er gab mir nie die Gelegenheit zu erfahren und zu verstehen, was er denkt und fühlt und was unsere Beziehung in ihrem Kern ausmacht.
Die Retrospektive schmerzt auf jede mögliche erdenkliche Art.

Es gibt so viele Aspekte über die ich noch schreiben könnte. So viele Variablen, so viele Ungewissheiten. Es ist beinahe befreiend, dass D's Verhalten letztendlich zur Reflexion und zur Abgrenzung führte und die Zukunft auch ohne ihn eine echte Option ist.

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