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Montag, 27. April 2020

"All of your violence turns to silence, when you are near me."

Ich habe die dritte Absage nicht vertragen und auch nur schwer ertragen.
Nicht nur schmerzte es, dass wir uns nicht gesehen haben. Es schmerzte, dass auf die Frage "Wie ist der Plan?" nicht mal eine Antwort kam.

Die letzten zwei Monate waren für mich eine emotionale Achterbahn.
D. nach einem Jahr wiederzusehen, war einfach keine gute Idee. Auch wenn ich nicht mit diesen Konsequenzen gerechnet habe.

Er sagte einfach gar nichts, weder als ich fragte "Wie ist der Plan?" noch, als mehrere Tage vergangen waren.  Er sagte auch erst mal nichts, als ich nach über einer Woche schrieb 'Ich bin immer noch so sauer auf dich'.
Es ist unerträglich zu wissen, dass es ihn einfach nicht interessiert, auch wenn er anderes behauptet.
Als ich seine Handynummer löschte und er damit weder mein Bild noch meinen Status bei WA sehen konnte, bequemte sich der Herr zu fragen, ob er blockiert worden sei.
Und meine Güte, vielleicht hätte ich es einfach tun sollen.

Ich verstehe nicht mal, warum es schmerzt.
Vermutlich gehts hier nicht um D., sondern einfach um mein gekränktes Ego. Er ist mir vermutlich egal. Hätte er auch verdient.
Ich weiß ganz rational, dass das keine Zukunft hat. Warum es trotzdem so schmerzt, wer weiß.


Ich habe noch niemandem so richtig vom Gespräch am Freitag erzählt  (außer N., dass D. und ich gesprochen haben und ich immer noch angefressen bin) und es brodelt in mir.
Kurzfassung:
D. sagt, er hätte sich nicht beschweren dürfen, hätte ich ihn blockiert. Als ob ihn das interessieren würde. Wahrscheinlich arbeitet er darauf hin!
Ich unterstellte ihm, dass er keine weiteren Gedanken daran verschwendet hätte.
Und von ihm kam ein "Ich mache mir Gedanken Blah blah, ich habe mich kacke verhalten blah blah. Es tut mir leid, blah blah" (Das habe ich ganz schön oft in den letzten vier Wochen gehört...)
Ich sagte ihm, dass er egoistisch, unzuverlässig und ein Lügner sei und sich weder wie ein guter Freund noch wie mehr verhalten könnte und dass es schmerzt, weil ich für beides in all den Jahren zahlreiche Möglichkeiten gegeben habe.
Er fragt, ob er heute hätte zu mir kommen können, um das zu klären. Ich lehne mehrfach ab. Noch leichter könnte man es ihm ja nicht machen, unabhängig davon, ob ich ihn sehen wollen würde.
Er tut so, als würde er Reue zeigen und meint, er hätte zu viel Angst vor meiner Reaktion gehabt und könne verstehen, wenn ich ihn nicht mehr sehen wollen will. (Ich sage doch, dass er darauf hinarbeitet. Er will VON MIR HÖREN, dass ICH IHN nicht mehr sehen will, damit er es auf mich schieben kann.)
Ich frage ihn, wovor er Angst hat und mache noch ein paar Vorwürfe, fange dann aber doch an weich zu werden und schreibe, dass ich mir wünschen würde, dass es okay ist und nicht verstehe, warum es nicht funktioniert. Ich weiß warum es nicht funktioniert, aber ich verstehe es einfach nicht.
Ich kann einfach nicht verstehen, warum er sich so verhält.
Dann kommt wieder ein "Was wenn ich nur noch dich sehen will BLAH BLAH, ich weiß, dass du schon so viel Zeit verschwendet hast BLAH BLAH, ich war noch nie in so einer Situation BLAH BLAH" (er meint, dass er ne Freundin hat).
Ich sage ihm, dass man sich nicht so verhält, wenn man jemanden mag.
Er kommt mit "Was passiert wenn ich mal wieder (Lasst euch das auf der Zunge zergehen) Gefühle für dich entwickle BLAH BLAH"
Ich sage ihm, dass er sich kacke verhält.
Er sagt, dass er seine Freundin nicht verletzten will BLAH BLAH, mich aber auch sehen will BLAH BLAH, er nicht weiß, was aus dem Sehen folgt BLAH BLAH, er sagt erneut, dass er es verkackt hat und es ihm wirklich (ja klar..) leid tue.
Ich halte ihm mal wieder vor, dass ich nicht diejenige von uns bin, der es um Sex geht, ich ihn einfach sehen und mit ihm reden will und eine Freundschaft führen will.
Er sagt, ja letztes Mal BLAH BLAh, wir haben nur geredet und trotzdem war da dieses Gefühl BLAH BLAH.
Ich sage ihm erneut, dass er sich wie ein Vollidiot verhält.
Und der Oberhammer ist: "Wenn ich ehrlich sein müsste, dann würde ich mir wünschen, dass du in meiner Nähe wärest, wir beide mehr Zeit hätten und uns regelmäßig sehen würden und zusammen glücklich wären" UND ICH SCHWÖRE ICH WÄRE FAST GEPLATZT VOR WUT.
Ich sage ihm nochmal, dass ich ihm kein Wort glaube, weil man sich so nicht verhält, wenn man jemanden mag.
Er sagt "Blah blah meine Freundin, Blah Blah wollte dich nicht verletzten"
Ich frage ihn, was ich dazu noch sagen soll.
Er sagt "Dass du mich trotz allem liebst hast". Am liebsten würde ich ihn erwürgen.
Und dazu sage ich nur "Mit jedem Mal wo sowas passiert, habe ich danach das Gefühl, dass zwischen uns ein riesiger Abgrund ist. Und auch wenn das für dich vermutlich ganz anders ist, hatte ich oft genug noch damit umzugehen, was 2016 passiert ist.  Du weißt (und hier entblöße ich mich, obwohl ihm das längst bewusst ist), dass ich auf irgendeine Art und Weise irgendwelche Gefühle für dich habe, aber ich lasse mich nicht unbegrenzt von dir rumschubsen."
Er sagt dazu nur, dass er wünschte es (Ahhh.) wäre anders. Und ich das nicht verdient hätte BLAH BLAH, Sorry BLAH BLAH.
Auf meine Frage am nächsten Morgen, wie es nun weiter gehe, habe ich nun auch 2 Tage später noch keine Antwort erhalten. Warum auch. Wir haben ja nicht gerade ausdiskutiert, dass das kein angemessenes Verhalten ist. Auch nicht in einer Freundschaft.
Ich habe während des Gesprächs geweint, weil ich leider eine emotionale Intelligenz an den Tag lege, die anderen fehlt und weil meine Wut aus mir rausströmte.

Ich weiß, dass das mit D. nicht funktioniert. Das hat viele Gründe.
Ich habe mir aber einfach immer gewünscht, dass er sich zumindest wie ein Freund verhält, mich wertschätzt und mich nicht wie jede andere Frau in seinem Leben behandelt.
Wir haben in den elf Jahren viel zusammen durchgestanden. Dinge von außerhalb, die ihn traurig gemacht haben und Dinge, die mich traurig gemacht haben.
Innerhalb unserer Beziehung, habe vor allem Ich viel durchstehen müssen. Und frage mich heute mehr als in all den Jahren, Wozu?
Ich sehe an N., dass Freunde sich ganz anders verhalten. N. ist hier in Os und generell mittlerweile mein bester Freund. Er ist für mich da, egal was ist. Wir halten uns auf dem Laufenden und unterstützen uns gegenseitig und quatschen zumindest mal kurz am Tag.

Das Schlimmste ist einfach, dass D. lügt. Dass er sagt ihm läge so viel an mir, dass er mich nicht sehen kann wegen irgendwelchen Gefühlen, statt einfach ehrlich zu sein.
Ich kann nicht glauben, dass mich zu sehen - mit der Gewissheit, dass wir (jetzt) nicht zusammenpassen - schlimmer ist, als mich überhaupt nicht zu sehen. Und er sich deswegen wie ein Vollidiot verhält.
Und wenn er nicht lügen sollte, würde sich kein Mensch so verhalten.

Wut ist so ein schreckliches Gefühl.
Weil es kein Ausgleich gibt.
Wohin sollte ich mit meinem Gefühl, wenn von D. überhaupt nichts kommt. Wohin soll ich jetzt mit meinem Gefühl und der Wut?
Ich mache mich doch nicht zum Vollidioten und melde mich SCHON WIEDER.
Es fühlt sich an als würden mich zwei Ketten auseinander ziehen, eine nach vorne und eine nach hinten. Wut ist bei mir kein Bauchgefühl.

Ich habe mir in all den Jahren immer gewünscht, dass er sich wie ein guter Freund verhalten würde. Dass er für mich da ist, dass wir vernünftig kommunizieren können. Dass er zumindest ab und zu mal Zeit hat, auch wenn immer klar: ich bin - nicht mal ansatzweise - eine Priorität.
Aber vielleicht kann er einfach kein guter Freund sein, und vielleicht wollte er das in den ganzen Jahren auch nicht.
Als ich mich 2015 von M. trennte und D. am Ende des Jahres gebraucht hätte, resultierte das im Ergebnis, das wir alle kennen: Ich habe ihn blockiert und wir haben ein halbes Jahr nicht gesprochen. Ziemlich sicher, weil er die Hoffnung hatte, jemand anders dadurch um den Finger zu wickeln. Und dann redeten wir auch nur wieder, weil ich auf ihn zugegangen bin.
Vermutlich bin ich momentan gut genug, um ein bisschen zu schäkern, jetzt erst recht, wo er eine Freundin hat und das den Reiz des Verbotenen hat.  Und natürlich auch nur dann, wenn das gerade in seinen Zeitplan passt. Für mehr reicht es aber nicht. Aber ich habe das die letzten Wochen ja auch mit mir machen lassen.

Ich habe D. nie dazu bekommen mit mir zu sprechen. Ehrlich.
All die Jahre habe ich ihn geschätzt, trotz allem.
Obwohl ich wusste wie er mit anderen Frauen umgeht und wie er sein kann.
Ich habe ihn geschätzt, weil ich immer dachte, dass niemand den anderen so gut kennt wie wir den jeweils anderen. Weil ich mich wohlfühle bei ihm. Sein Zimmer fühlt sich immer ein bisschen wie Zuhause an. D. wieder zu sehen - auch nach Monaten - fühlt sich immer vertraut an. Dass D. nach Monaten sagt "Du riechst immer noch wie damals". Auch das ist Vertrautheit.
Die letzten Monate bevor wir uns im März gesehen haben, war es in Ordnung, dass wir uns weder gesehen noch großartig geschrieben haben. Aber das Treffen und alles Andere haben einfach zu viel in mir aufgewühlt. Und das wieder zu vergessen - mit dem Wissen, dass ich jetzt habe - wird eine Ewigkeit dauern.

Ich habe überlegt mit S. über alles zu sprechen. Schließlich ist er mit seinen 32 Jahren ein alter - weiser - Mann. Wir verbringen momentan ziemlich viel Zeit in den Mittagspausen und am Nachmittag miteinander, weil wir im Büro hocken.
Aber irgendwie ist es auch suboptimal.
J und ich haben aber für morgen eine Skype-Session einberufen. Vielleicht wird meine Wut etwas besser, wenn ich das mit jemandem teile, denn momentan halte ich mich ja sehr bedeckt. Vor allem jemand, der unsere komplexe Beziehung schon von Beginn an verfolgt.

Wenn mir jemand doch einfach sagen könnte, dass ich in vier Jahren mit meinem Doktor fast fertig bin, eine schöne Wohnung in Os mit Partner und Hund habe, könnte ich mich besser auf die Zukunft konzentrieren.
D. raubt mir nicht nur Nerven, sondern auch unfassbar viel Zeit.

Und jetzt fühle ich mich ein ganzes Stück freier.

"Cause we got no secrets to tell.
You know me like I know myself.
[...]
Because you're timeless.
You see me clearly.
All of your violence turns to silence
when you are near me."