Seiten

Mittwoch, 26. Juli 2023

Ganz schön dunkel so weit unten.

 „Hi“

Mehr nicht. Worte der Entschuldigung, Worte des Bedauerns, Worte des Wünschens hast du aufgegeben. Mich hätte sowieso nichts davon erreicht.

‘Ach Liebling, wohin soll uns das denn bringen?’, frage ich dich. Ich weiß, dass es darauf keine Antwort geben würde. 

Monate ist es her, dass wir uns alle Vorwürfe per Textnachricht an den Kopf warfen. 

Ich würde gerne schreiben, aber ich bin ein Sturm. 

Freitag, 7. Juli 2023

Wie schnell kann man leben?

Wieder sind drei Monate vorbei.

Podium geschafft, zwei Vorträge geschafft, Aufsatz geschafft.


Manchmal frage ich mich, was ich hier tue und vor allem wofür?

Frau B sehe ich alle 6 bis 8 Wochen und das ist okay. Vielleicht habe ich jetzt - mit Medikamenten - das höchste von dem erreicht, was geht. Es ist nicht gut - aber es ist nicht so schmerzhaft. Alles ist nicht immer so schmerzhaft.

An D. denke ich kaum. Tue ich es doch, dann wird mir übel. Auf eine Art und Weise, die mich von den Gedanken wegkonditioniert.
An meine Erzeugerin denke ich nicht mal. Aber sie kontaktiert mich. Sie hört nicht auf anzurufen. 10 Mal hintereinander. Bis ich auch die Festnetz-Nummer blockiere. Dann ist es wieder ganz ruhig.

S. rief mich heute an, während ich noch im Büro war und wir sprachen eine Stunde. Irgendwann sagte er, dass mein Doktorvater - unser Chef - es nicht möge, wenn sich Dinge verändern. Alles solle bleiben wie es ist. Und das wünsche ich mir auch auf irgendeine Art und Weise.

Kontakthalten kann ich kaum. 


Seit Monaten brennen mir all die schlechten Dinge im Kopf, die ich meiner Erzeugerin an den Kopf werfen möchte, jedes Mal wenn sie mich telefonisch tyrannisiert. Irgendwann werde ich sie hier aufschreiben und hoffentlich los sein. Morgen treffe ich mich mit meiner Tante, das erste Mal alleine. In ihr habe ich eine Verbündete, mit der ich nie rechnete und ich fühlte mich stets so alleine in diesem "familiären" Gefüge.

Mittwoch, 5. April 2023

"Ich mag Schmerzen und gleißendes Licht. Und etwas von Leuten zu wollen, das sie mir nicht geben können."

Ich sitze in meinem Büro in der Universität. Die Sonne scheint durch unsere Südfenster.
Mit jeder Faser auf der Flucht meines Arbeiterkind-Daseins. 

Ich bereite mich vor auf ein Podium in Wuppertal,
ich bereite mich vor auf einen Aufsatz mit meinem Doktorvater,
ich bereite mich vor auf zwei Vorträge in Wien und Den Haag,
ich bereite mich vor und sichte die Quellen für meine Diss.

Mit jeder Faser auf der Flucht meines Arbeiterkind-Daseins und allem, was mich daran erinnert.

Auf meinen Airpods dudelt eine "Light Academia" Playlist vor sich hin, während ich alte Dokumente aus der Nachkriegszeit studiere. 

Verschämt stolz darauf sein, es trotzdem bis zur Promotion geschafft zu haben. 

Viel aus meinem Leben habe ich zurückgelassen.
Meine Mutter, D. Andere Menschen, die mir nicht gut taten. 

Sich so anders zu fühlen, egal wo man ist.
In der vermeintlichen Heimat als "Akademikerin" und Außenseiterin. In Academia als Arbeiterkind, dem man den fehlenden Habitus immer wieder anmerkt. Als angehende Lehrerin mit Doktortitel. Schräg betrachtet, wie alle Lehrer:innen mit Dr.
Früher als depressive Person inmitten von Menschen. Jetzt weder schmerzlich krank noch gänzlich gesund.

Immer auf der Flucht gewesen. Ich wollte nur eine echte Heimat finden.