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Dienstag, 5. Oktober 2021

"Sie fallen weich..."

Meine Chefin sitzt digital vor mir.
Wir reden über die Zukunft. Alles wird gut werden und wenn nicht, dann sagt sie, falle ich weich. Jemand, beziehungsweise die Professur, wäre da, um mich aufzufangen. 

Jemand ist da, um mich aufzufangen. Ich habe das noch nie so stark gefühlt wie jetzt.
Ich bin Wissenschaftliche Mitarbeiterin seit fünf Tagen. Wahnsinn.


Mein Chef saß auch vor mir. Persönlich. 
Mein Doktorvater. 

Wir sehen derzeit stark, was mit Personen passiert, die die Arbeitsweise an unserer Professur nicht ertragen können. Ich bin dort vier Jahre akademisch groß geworden. Meine Schmerzensgrenze ist beinahe unermesslich.
CR weiß, was er mir zutrauen kann. 

Die nächsten Monate werden chaotisch. Meine Lehre, meine angehende Promotion.

Das schönste ist aber, jeden Abend nachhause zu kommen. Ich komme das erste Mal in fast 25 Jahren wirklich und wahrhaftig nachhause. M sitzt im Wohnzimmer, wir trinken warmen Kakao. Das ist jetzt meine Familie.


Ich konnte noch nie so weich fallen wie jetzt.

Dienstag, 14. September 2021

"Alles war schön und nichts tat weh."

Meine Zukunft ist jetzt. 

Meine Zukunft aus Juni ist jetzt.

Gestern habe ich meine Masterarbeit eingereicht. Die Vertragsunterzeichnung für meine WiMi Stelle steht kurz bevor. Vor einer Woche bin ich mit M. zusammengezogen. Der Antrag für mein Dissertationsprojekt wurde positiv beschieden. 

Ich habe Gänsehaut, mir ist übel. Es ist so weit. Die Zukunft ist jetzt. Ich habe jahrelang auf genau das hingearbeitet. Ich habe gearbeitet und gearbeitet und gearbeitet. Die Arbeit hat mir die Möglichkeit gegeben Ich zu sein und zu atmen und zu leben. 

Ich finde keine Worte für das was ich fühle. Ich kann das nicht ausdrücken. Ich würde das, was da in mir ist gerne übertragen, damit Leute es verstehen.

Die Dinge sind gut gelaufen, all die Dinge sind gut gelaufen. Ich darf lehren, ich darf forschen. Ich darf meine Abende neben M auf der Couch verbringen. 
Ich frage mich immer, ob ich allem gewachsen bin und dann frage ich mich, wenn nicht ich, wer dann?
Die nächsten Monate werden Wahnsinn. Es passieren so unglaublich viele Dinge.
Ich lehre, ich nehme an einer Tagung teil und darf den Tagungsbericht schreiben, ich darf Teilnehmerin einer Podiumsdiskussion sein, ich darf meine Diss starten.

Alles ist voller Abschiede. Abschied von meinem WG Zimmer. Abschied von meinem Studenten-Dasein, Abschied von meiner Arbeitsgruppe, bis ich im Januar wieder da bin.

Heute saß ich eine Stunde mit meinen beiden Chefs, der Professorin und dem Professor in den Büros und wir haben einen Kaffee getrunken.
Die Frau, die mich im nächsten halben Jahr aufnimmt, lehren lässt, so positiv gestimmt war, bevor sie mich kannte.
Und der Mann, mein künftiger Doktorvater. Der mich seit fast vier Jahren immer wieder über alle Maße forderte und mich meine eigenen Grenzen überschreiten ließ und mir dabei immer ein Gefühl von Sicherheit gab.  Und dann mögen sich die beiden auch noch. 
Wir trinken eine Stunde Kaffee, machen Pläne, lachen. 

Ich bin aufgeregt aufgrund der Abgabe meiner MA. Es kann immer irgendwas nicht stimmen. Gerade nach dem Fiasko mit meiner BA. LY schaut mich an und beharrt darauf, dass sie sich nichts Schlechtes vorstellen könnte und sagt "Frau W. ich kannte Sie schon, da war ich noch nicht mal hier." 
Damit sagte Sie mir, dass mein Herr Doktorvater schon davor Lobpreisungen sang, die mich am Imposter-Syndrom leiden lassen. 

Was passiert hier nun? Wann bin ich so gewachsen? Werde ich mich je so fühlen?




Dienstag, 8. Juni 2021

Es ist nur ein Rätsel, wenn du die Antwort nicht kennst.

 Ich habe mich lange nicht mehr eingerollt in meine Therapiedecke und unter den 10 kg verharrt.

Was mache ich?
Ich schreibe meine MA. Ich versuche es beständig zu machen. Ich habe Motivationshöhen und -tiefen. 

Die Zukunft kam viel zu schnell. Mein Gefühl sagt mir, dass ich gestern anfing zu studieren. Heute sind sechs Jahre rum. Auf einmal sitzen 25 müde Leute vor mir

Wenn alles gut läuft - Frau B. versichert mir stets, dass es zwar nicht immer so laufen wird, wie man sich das wünscht, aber es wird so kommen wie es kommen soll (und es wird gut sein) - dann trete ich im Oktober meine WiMi Stelle an bei meiner neuen Chefin. Dann bin ich Dozentin. Dann lehre ich an der Uni. 
Wenn es dann noch besser läuft, wechsle ich zum SS wieder an meinen ursprünglichen Lehrstuhl zurück zu Chef und beginne meine Promotion. 
Das ist der optimale Plan. Es gibt viele Dinge, die scheitern können. Es kann aber auch klappen. 
Im WS muss ich 6 SWS Lehre machen, 3 unterschiedliche Seminare. Das wird harter Tobak. Aber ich freue mich unglaublich. Ich liebe die Lehre. 

Es hat sich gelohnt in dieser Hinsicht zweigleisig zu fahren. Einer meiner Chefs wird mich immer auffangen. Ich habe eine Menge Glück (und eine ganze Weile darauf hingearbeitet, dass es so ist).

M. und ich haben auch eine Wohnung gefunden. 80qm, Südbalkon.
Über uns wohnt jemand den ich kenne und mag. Die Zukunft sieht so gut aus, dass ich mich frage, was schlimmes als nächstes passiert. Darüber haben Frau B und ich auch schon gesprochen.

Neulich habe ich ne Stunde mit T telefoniert, das war wunderbar. 
Gestern war ich mit M bei N und J, das war ebenfalls wunderbar.

In letzter Zeit bin ich sehr schlecht darin Kontakt zu halten oder mit Menschen zu kommunizieren.
L hat ganze zwei Monate keine Antwort auf ihre Sprachnachricht bekommen und dann nervt es mich noch mehr. Ich bin generell genervt, wenn mir jemand bei whatsapp schreibt. Es ist schlimm.

Frau B sagt fast jede Woche zu mir, dass der Status jetzt - gerade mit einigen Personen - auch der ist, der für immer bleiben wird. Manche Menschen werden sich nie ändern, manche Beziehungen werden niemals besser. Und S. sagte mir so oft, dass ich niemals alles verstehen werden, weil Menschen keine rationalen Wesen sind und so ist auch ihr Handeln nicht rational.
Diese Erkenntnisse sacken jede Woche mehr. 
Kein Stress zu haben, keine Belastungen. Das ist das Beste, was mir mit Personen wie Ma passieren kann. Gut, wirklich gut, wird es niemals werden. 

Es ist alles so gut. Ich glaube ich fühle es sogar. Ich glaube, ich fühle mich gut. 

Ich wünsche es mir für mich selber. 



Montag, 3. Mai 2021

Im afraid of forgetting everything I want to remember.

 Ich bin derzeit ein Sturm.

Was passiert eigentlich?
M. und ich sind auf Wohnungssuche gemeinsam. Ich bin gespannt wie das wird. Es gibt einige schöne Wohnungen und wir haben rechtzeitig angefangen. Mal schauen wie es dort weitergeht.


Momentan zerfrisst mich meine Angst. Meine Paranoia. 
Es wird immer der Schritt nach dem aktuellen Schritt sein, der mich in den Wahnsinn treiben wird.
Jetzt schreibe ich meine MA und ich mache mir Sorgen um meinen Zugang zur Diss.
Wenn ich meine Diss schreibe, denke ich vermutlich über meine weitere Karriere nach.
Selbst wenn ich irgendwann mal einen Lehrstuhl hätte, würde ich weiter unter meinem Imposter-Syndrom leiden.

MZK hat mich nachhaltig traumatisiert.
Momentan spreche ich da offen mit meinen Arbeitskolleg:innen drüber. Sowohl mit gleichgestellten als auch mit Postdocs. Alle sind so herzlich und supportive.  
Ich kann vermutlich auf mich vertrauen, aber das werde ich vielleicht nie können. 

Letzten Freitag schrieb mir meine neue Chefin, ob wir sprechen könnte und ich hätte direkt Panik, dass ich etwas falsch gemacht habe. Zum Glück konnten wir direkt sprechen.
Es war etwas gutes weswegen Sie anrief, da bin ich natürlich nicht von ausgegangen.
Frau Y und Herr R (also meine beiden Chefs) haben am Donnerstag über meine Zukunft gesprochen.
Wir warten noch immer auf eine Rückmeldung für den Internationalen Antrag. Wahrscheinlich wissen wir Ende Juni mehr. Ich hoffe sehr, dass der Antrag einfach durchgeht. 
Frau Y bot mir also an - sollte der Antrag nicht durchgehen - dass ich für max. zwei Jahre eine halbe Stelle in der Geschichtsdidaktik bekommen könnte mit 5 SWS Lehrdeputat. Bis es einen weiteren Plan bzgl. Antrag oder dann Stipendium gibt. 
Das ist eine enorme Erleichterung. Und Herr R hält mir den Rücken frei. Dann wechsle ich eben für ein halbes Jahr in die GD rüber. 
Die beiden glauben an mich. Daran, dass mein Abschluss gut wird. Die beiden glauben an mich...


Frau B. und ich reden derzeit vor allem über meine Selbstzweifel. Meine Selbstzweifel prägen einen großen Teil meines Seins.
Momentan plagen mich auch meine Krankhaftigkeit und meine Depression gleichzeitig. Einerseits bin ich durch meine MA so aufgekratzt, dass ich keine Ruhe finde. Ich entspanne nicht, weil ich nicht entspannen kann. Andererseits bin ich so ausgebrannt und antriebslos an manchen Tagen, dass ich eigentlich nur im Bett heulen will. So oder so suboptimal. 
Die Therapie hilft aber sehr. Glaube ich. Dass ist derzeit ein Sturm wie vor 3 Jahren wegen der MA, wo ich mich auch mit BA und allem drum und dran von H. getrennt hatte. 


M.B. schaut mich heute durch den Laptopbildschirm an.
Ich erzähle was momentan los ist und er schmunzelt. 
In der neuen Wohnung mit M.Ed Abschluss und Anstellung an der Uni - hoffentlich alles im Spätsommer - wird das Leben vielleicht ganz anders sein. 

Ja. Vielleicht. 




Donnerstag, 22. April 2021

Mittwoch, 24. März 2021

In Cold Blood.

 10 kg.

Ich rolle mich ein unter meiner Therapiedecke, die mehr als doppelt so schwer ist wie sie sein sollte.
Ich schlafe wieder etwas besser und ich habe etwas seltener Alpträume. 
Aber ich habe noch Alpträume und zwar genug. 

Heute bin ich etwas niedergeschlagen. Noch immer, weil ich vor zwei Nächten wieder einen Alptraum hatte und am meisten, weil die Therapie morgen ausfällt und ich damit bis zum 15.04. Pause habe. 

Heute habe ich mit S.B. geskyped und ich kann eigentlich nicht fassen wie sehr er mir fehlt. 
Vielleicht ist das auch ein Grund dafür, dass die Alpträume schlimmer werden. 
Mit S.B habe ich einfach auch viel in der Mittagspause gesprochen.
Ganz viel von dem konnte ich mit jemandem besprechen und jetzt bin ich ein bisschen alleine damit.
M gucke ich morgens an und er sieht mir wehleidig in die Augen, wenn ich wieder und wieder sage "Ich hatte ein Alptraum". Das hilft keinem von uns. Da steht ich momentan alleine da. M. ist keine Hilfe. M. hat dafür derzeit keinerlei Gespür.


Auch sonst ist es eher mau damit, das sonst loszuwerden.
J. ist mehr schlecht als recht erreichbar und da ich auch keine Lust hatte D. hinterherzulaufen, werde ich das auch bei J. nicht anfangen. Auch mit T habe ich wenig Kontakt. Wir telefonieren immer mal wieder.
Den Großteil der Zeit stehe ich aber für mich alleine vor diesem vermeintlichen Scherbenhaufen, den ich nicht aufgeräumt bekomme.
Dass ich mit niemandem darüber spreche(n kann), hat vor allem mit mir selber zu tun.
N. könnte ich wahrscheinlich jeden Tag vollheulen und er würde es sich anhören. Er weiß, dass ich Alpträume habe, aber ich würge das Thema sonst relativ schnell ab. Wir haben uns auch schon länger nicht mehr gesehen - das liegt selbstverständlich auch an mir. Ich weiß das. 


S.B. weiß auch von meinem Alptraum. Wir sprachen heute auch darüber. 
Er fragt mich immer und immer wieder wieso ich das nicht hinter mir lassen kann. Wieso kann ich das nicht akzeptieren. Nicht mal als Historikerin kann mich mich damit abfinden, dass jedes Ereignis multikausal ist und dass ich nie eine Erklärung bekommen würde, die mich zufriedenstellt. 
S.B. ist mir mit seinem 10 Jahren doch einfach ein ganzes Stück voraus. 


Ich habe Kopfschmerzen. 


Meine Eltern wissen jetzt auch, dass ich in Therapie bin. Seit über einer Woche. Das ist aber eine Geschichte für einen anderen Tag.

Manchmal will ich einfach nur von einem LKW angefahren werden. 
Oder wochenlang schlafen. 

Montag, 22. März 2021

It's a Terrible Day for Rain.

 Mustang:    It's a terrible day for rain.

Rita:            It's not raining.

Mustang:    Yes, it is. 





Sonntag, 14. März 2021

Er ist weise genug, um den Narren zu spielen.

Ich sitze auf einem dieser unbequemen Schulstühle.
Schul-Flashbacks. Die habe ich immer nur in Verbindung mit dir.
Ich sitze mit einer Reihe anderer Menschen in einem Klassenraum. Irgendwas wird erarbeitet.
Viele Details entfallen mir. Mich macht es betroffen, dass einige meiner Pflanzen - die seltsamer Weise in diesem Raum stehen - scheinbar eingegangen sind. Es ist nur fast das Schlimmste in diesem Szenario.

Ich habe wie immer kein Bock. Es fühlt sich immer so an, als wäre ich wieder 15.
Jede Emotion empfinde ich nach, obwohl das gar nicht mehr wirklich Ich bin.

Ich sitze neben alten Freunde in einer Reihe ganz hinten links im Raum.
Du sitzt am anderen Ende des Raumes. Dort saßen wir einige Schuljahre gemeinsam. 
Auch in dieser Situation ist es schlecht. Irgendwas ist.
Die Lehrkraft spricht mit mir. Es scheint so, als könnte ich nachhause gehen. 

Ich packe meinen Kram. Auf einmal ist generell Ausbruch im Raum.
Ich trage meine schwarzen Boots mit Blockabsatz, vermutlich für die Dramatik.
A. sieht mir nach während ich den Raum verlasse und seltsamerweise sehe ich, wie sie dich vorwurfsvoll anstarrt. Fast genauso wie früher.

Noch seltsamer ist, dass Fr. mit mir mit läuft und wie immer neugierig ist.
Ich stampfe mit meinen hohen Schuhen über einen Schulhof, der mehr so aussieht wie einer von der Schule auf der ich mein Praktikum absolviert habe.
Das Gelände ist flach, aber es gibt trotzdem auf einem langen breiten Weg immer wieder wenige Stufen zu steigen. 
Ich spüre viel von damals. Es dauert nur einen Wimpernschlag davon überschwemmt zu werden. 

"Warte, J.!"
Ich höre deine Stimme so klar. Ich könnte mich umdrehen. Alles beginnt immer wieder von vorne.

Ich drehe mich weder um, noch tue ich es nicht. "Warte, J!" und ich bin wieder mal so elektrisiert, dass ich aufwache. Ich schlage die Augen auf und es schmerzt, und schmerzt, und schmerzt. 

Jede zweite Nacht, wenn nicht sogar weniger, träume ich und du bist Teil davon.
Es lässt mich jedes Mal ratlos zurück. Du hast dich häufig entschuldigt, immer wieder.
Ich bin hart geblieben. Du weißt genau wie ich, dass es so nicht mehr weitergehen konnte.
Früher war es anders. Jedes Mal bin ich unter der Last meiner Gefühle und Träume eingeknickt.
Auch wenn nochmal ein reales "Warte, J!" ertönen sollte, gibt es keinen Weg zurück. Es schmerzt - mir persönlich - so sehr. Und da du Dinge nicht fühlst und die Welt kaum wahrnimmst, wird es anders für dich sein. 

Es wird kein zurück mehr geben. 
Im Oktober ziehe ich mit M. zusammen. Ich habe mich lange vor Entscheidungen dieser Art gedrückt. Dazu gibt es keinen Grund mehr. Jeder Alptraum ist noch unerträglicher, wenn ich nicht neben M. aufwache. 










Dienstag, 23. Februar 2021

Wie soll man lernen mit dem Leben klarzukommen?

F. erinnert mich immer an viele gute Dinge in meinem Leben, aber auch an das, was vergangen ist. 

Dienstag, 2. Februar 2021

"Dein Blick auf die Welt verändert sich." - S

 


Curiosity illuminates the correct path to anything in life.

Es geht mir gut.

Es geht mir richtig gut.

Hier eine Zukunftsperspektive zu haben - wenn alles gut geht - fühlt sich so gut an und ich bin wirklich zuversichtlich. Momentan passiert wenig, was mich stresst und damit geht es mir einfach gut.

Ich sitze an meiner Masterarbeit und obwohl auch dieser riesige Klotz etwas bedrohlich scheint, bin ich super motiviert und freue mich diese Arbeit zu schreiben. Nur noch EPC steht im weg, aber die Klausur ist am 11.02. vorbei und dann kann ich mich voll und ganz auf meine MA konzentrieren.
Die Arbeit hilft mir, dass Corona mir nicht so aufs Gemüt schlägt. Ich kann jeden Morgen ins Büro sehen und dort meine Arbeitskollegen treffen. Ich habe eine Tagesstruktur.
Corona hat mir auch geholfen mich etwas besser um mich selber zu kümmern. Ich habe mehr Zeit für mich und weniger Zeitstress (was aber vermutlich auch an meinen abgespeckten restlichen Aufgaben liegt).
Ich esse regelmäßig, ich lese, ich zeichne, ich spiele Keyboard, ich höre Podcast, ich backe und koche aufwändiger. Manchmal mache ich sogar 10 Minuten Sport.
Wenn ich nicht alleine bin, bin ich mit meinen Arbeitskollegen zusammen, oder mit M. Ganz selten treffe ich mich auch in persona mit N und J, was jedes Mal ein inneres Blumenpflücken ist.

S. ist seit 1 1/2 Wochen in Amerika und ich vermisse ihn extrem. 
Mein Corona-Buddy der letzten Monate und jetzt muss ich ohne ihn klarkommen. 
Ich freue mich für ihn über diese tolle Gelegenheit in Amerika und bisher klappt das trotz Zeitdifferenz auch mit dem Kontakt ganz gut. 


In der Therapie lerne ich viel. Viel über Gefühle, über vermeintliche "Angemessenheit", über mich und die Menschen in meinem Umfeld.
Dass D. nicht mehr in meinem Leben ist liegt nicht an mir. Ich darf alles fühlen, was meine Gefühlspalette her gibt. Immer noch. Es ist okay traurig und wütend darüber zu sein. Und mit all diesen Gedanken kann ich zwar nach wie vor nicht verstehen, warum D. handelt wie er handelt, aber ich kann das hinter mir lassen. Ich kann mich selber wertschätzen und ich weiß, dass ich das nicht in meinem Leben brauche. 


Bemerkenswerte Dinge lösen Gefühlsregungen in mir aus.
Mama schrieb mir dass sie Fahrradfahren war. Die Sonne schien.
Und mich macht das nachhaltig glücklich für sie. Ich wünschte das würden anhalten bei ihr. 


Ich werde wertgeschätzt. Vor allem hier in der Arbeitsgruppe.
Letzte Woche stellte ich das Konzept meiner MA vor und ich habe die Sitzungen selten so produktiv erlebt. F.W. schrieb mir, dass er es toll findet, dass und wie ich meine Studieninteressen verbinde und ich bin auch sehr zufrieden. 
Morgen telefoniere ich mit S.H. Er ist endlich wieder da. Da kommt jetzt wieder ein bisschen GIS-Visualisierungen auf mich zu. Und wenn ich es alleine nicht schaffe, weiß ich dass ich hier in der glücklichen Lage bin, immer um Hilfe zu bitten. Die Arbeitsgruppe ist wie Familie. Ich bin hier großgeworden - Ich bin herangewachsen. 


"Fühlt sich an als wäre ich gestern 17 gewesen.
Wie schnell kann man leben?"

Dienstag, 12. Januar 2021

Zeig mir alles, ich bin farbenblind,

Ich denke immer wieder, dass ich schreiben müsste.
Das ist es aber vermutlich gar nicht was ich brauche.

Am Montag hatte ich seit dem 21.12 mal wieder Therapie und das war auch ganz gut. 
Ich bin froh, dass ich das seit einem halben Jahr mache. Alles andere wäre auf lange Sicht nicht gut gegangen. 

Manchmal denke ich an D.
Daran wie es war. Wie anders wir geworden sind. Welchen Wandel wir an einem bestimmten Punkt durchlaufen haben. Ich bin davon ausgegangen, dass D. für immer da sein wird. Bis ans Ende.
S. sagte, dass ich D. schon vor langer Zeit um Meilen überholt habe und dass das ein Vorsprung ist, denn er nicht mehr so schnell oder jemals aufholen wird. Das ist etwas, was mich sehr nachdenklich machte und alles irgendwie etwas leichter.
D wartet darauf, dass ich sage, dass alles gut sei. Das alles immer und immer wieder genauso passiert.

In dem Zusammenhang denke ich immer wieder an F., der mir 2018 die Gelegenheit gab über alles mit ihm zu reden. Wir haben 2012 mehrfach von vorne und hinten aufgerollt. Ich konnte das Jahr verstehen. Zumindest besser verstehen als vorher. D wird nie diese Reflexion und das notwendige Vermögen dazu besitzen. Das schmerzt.

Frau B. und ich reden viel über Sucht. Und was Sucht mit Menschen macht.
Mama ist süchtig, D. ist das auch. Keiner von beiden gesteht sich das ein.
Viele Menschen in meinem Umfeld sind süchtig. Und wenn es nur das Rauchen ist.
Sucht macht Dinge mit Menschen. 


Heute habe ich J und N besucht. Zum Glück wohnen sie ja zusammen.
Wir haben Kuchen gegessen und es war toll.
Das muss dringend wieder öfter passieren.

Einer meiner hoffentlich künftigen Doktorväter hat mich heute auch viel gelobt und das ist einfach toll.
Ich habe so viel gelernt in der Arbeitsgruppe. Ich hätte mich nie so entwickeln können.


Mittwoch, 6. Januar 2021