Seiten

Mittwoch, 5. April 2023

"Ich mag Schmerzen und gleißendes Licht. Und etwas von Leuten zu wollen, das sie mir nicht geben können."

Ich sitze in meinem Büro in der Universität. Die Sonne scheint durch unsere Südfenster.
Mit jeder Faser auf der Flucht meines Arbeiterkind-Daseins. 

Ich bereite mich vor auf ein Podium in Wuppertal,
ich bereite mich vor auf einen Aufsatz mit meinem Doktorvater,
ich bereite mich vor auf zwei Vorträge in Wien und Den Haag,
ich bereite mich vor und sichte die Quellen für meine Diss.

Mit jeder Faser auf der Flucht meines Arbeiterkind-Daseins und allem, was mich daran erinnert.

Auf meinen Airpods dudelt eine "Light Academia" Playlist vor sich hin, während ich alte Dokumente aus der Nachkriegszeit studiere. 

Verschämt stolz darauf sein, es trotzdem bis zur Promotion geschafft zu haben. 

Viel aus meinem Leben habe ich zurückgelassen.
Meine Mutter, D. Andere Menschen, die mir nicht gut taten. 

Sich so anders zu fühlen, egal wo man ist.
In der vermeintlichen Heimat als "Akademikerin" und Außenseiterin. In Academia als Arbeiterkind, dem man den fehlenden Habitus immer wieder anmerkt. Als angehende Lehrerin mit Doktortitel. Schräg betrachtet, wie alle Lehrer:innen mit Dr.
Früher als depressive Person inmitten von Menschen. Jetzt weder schmerzlich krank noch gänzlich gesund.

Immer auf der Flucht gewesen. Ich wollte nur eine echte Heimat finden.