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Samstag, 20. April 2024

"Es ist seltsam, zuzusehen, wie jemand, den du liebst, einen Schlussstrich zieht und ein Leben führt, das deines hätte sein können." / Keine Kosmopolitin

Ich schmerze. Auch mit beinahe 28 werde ich keine normale Beziehung führen. Ich bin nicht in der Lage irgendeine normale Beziehung zu führen. 

Ich schmerze. Heute sehr schlimm und ich weiß nicht wirklich wieso.
Ich saß mit S. zusammen und er ist eine der wenigen Personen, denen gegenüber ich ehrlich sein kann. Aber wahrscheinlich ist das auch immer wieder Teil des Problems, weil ich darüber nachdenken muss, was nicht stimmt. 

Ich schmerze. Die ersten vier Monate dieses Jahre war ich nur unterwegs. New York, Washington, Paris, Graz, Wien. Immer wieder weg von den eigenen sicheren vier Wänden, immer wieder in Situationen sozialen Konventionen und Erwartungen ausgesetzt. Sich wegschleichen von gemeinsamen Abendessen, Festempfängen, Gesprächen. 


Manchmal will ich mir die Arme aufschneiden. Manchmal verliere ich mich in meinen Gedanken. Manchmal will ich sprechen mit einem von ihnen, und schaffe es doch nicht. Manchmal hallt jede Emotion so schmerzlich wider. Manchmal will ich BoJack Horseman schauen und schauen und schauen und zu viele Parallelen ziehen. Manchmal glaube ich nicht, dass es je anders sein wird.


M. und ich sind es fast sechs Jahre. Und vermutlich hatte ich das schon nicht erwartet. 
Er lässt sich in seine Krankheit fallen. So wie ich es viele Jahre getan habe. Und das wird unser Ende sein, so wie es bisher immer das meinige Ende war. In letzter Zeit denke ich häufig, dass es das jetzt war. Es handelt sich noch um Wochen. Vielleicht wenige Monate.
Wir können einfach zusammen wohnen bleiben. Uns um die Tiere kümmern. Alle andere die Sache des jeweils anderen sein lassen. 

Ich frage mich oft, ob ich mit einem anderen Leben glücklicher gewesen wäre. Hätte ich mich damals entschieden zu bleiben. Hätte ich mich damals deutlich bekannt. Hätte ich etwas gelernt, das mich nie fordern würde, das mir nichts abverlangen würde - ich wäre keine Spur glücklicher - untröstlich sich das einzureden. 

D. ließ mich mit dem Wissen alleine, dass es seiner Mama nicht gut ginge. Er schrieb es mir - und dann ließ er mich wie immer mit allen Gefühlen alleine. Seitdem holen mich meine Alpträume - zumindest mit D - nicht mehr ein. Wie ironisch. 


Ich stelle mir vor, ich schreibe meine Diss fertig in dem nächsten Jahr. Ich reiße alle Zelte ein. Ich will wieder weglaufen - wie vor sechs Jahren. Oder zu viel Wein trinken und mir den Kopf wieder am Waschbecken stoßen, Drogen nehmen und in flackernde Kerzen starren. Bleibe ich für immer 15 oder 18 oder 23? Bleiben diese Jahre der Zäsuren für immer eingebrannt? 

Mittwoch, 14. Februar 2024

Alles ist nur unterhaltsame Bedeutungslosigkeit

Ich war immer schreibend. 
Ich habe in meine Kalender gekritzelt während der Unterricht mich nicht erreicht hat; ich habe Blog geschrieben, wenn alles zu viel war; ich schreibe Geschichte(n).

Meine fünfte Woche in den USA ist hart. Einerseits bin ich erstaunt wie einfach es ist im Vergleich zum Urlaub 2022. Andererseits bleibt es schwierig. Leute fragen mich nach Tourikram für den ich keine psychischen Ressourcen habe. Seit fünf Wochen sitze ich täglich mehrere Stunden im Archiv und fotografiere Dokumente - mein Kopf ist davon wie leer geblasen und dennoch voller Gedanken. Zeit zum Denken. 

Manchmal habe ich Albträume. Seitdem ich die Antidepressiva nehme träume ich lebhaft. 
Manchmal von der Frau, die mich geboren hat. Mit der ich seit zwei Jahren zum Glück kaum ein Wort wechseln musste. Diese Träume sind weniger schmerzhaft, aber sie sind ermüdend auf Dauer.


Manchmal träume ich von D. Das hingegen ist sehr schmerzhaft. 
Es ist vier Jahre her. Alle Gefühle durchströmten mich. So wie es immer wieder war.
Hin und her und es konnte nicht funktionieren. 
Ich wünsche mir immer noch, dass D Teil meines Lebens wäre. Ich vermisse ihn als Teil meines Lebens. 
Vor zwei Jahren schmissen wir uns alles an den Kopf. Das war ehrlich wie nie und gleichermaßen schmerzhaft. Jetzt leben wir unsere Leben, ohne die andere Person. Und für D wird es auch keinen Weg zurück mehr geben. 


Manchmal will ich einfach schreiben "Kannst du nicht Teil meines Lebens sein?" - Und ich spüre das Schweigen.