Seiten

Mittwoch, 14. Februar 2024

Alles ist nur unterhaltsame Bedeutungslosigkeit

Ich war immer schreibend. 
Ich habe in meine Kalender gekritzelt während der Unterricht mich nicht erreicht hat; ich habe Blog geschrieben, wenn alles zu viel war; ich schreibe Geschichte(n).

Meine fünfte Woche in den USA ist hart. Einerseits bin ich erstaunt wie einfach es ist im Vergleich zum Urlaub 2022. Andererseits bleibt es schwierig. Leute fragen mich nach Tourikram für den ich keine psychischen Ressourcen habe. Seit fünf Wochen sitze ich täglich mehrere Stunden im Archiv und fotografiere Dokumente - mein Kopf ist davon wie leer geblasen und dennoch voller Gedanken. Zeit zum Denken. 

Manchmal habe ich Albträume. Seitdem ich die Antidepressiva nehme träume ich lebhaft. 
Manchmal von der Frau, die mich geboren hat. Mit der ich seit zwei Jahren zum Glück kaum ein Wort wechseln musste. Diese Träume sind weniger schmerzhaft, aber sie sind ermüdend auf Dauer.


Manchmal träume ich von D. Das hingegen ist sehr schmerzhaft. 
Es ist vier Jahre her. Alle Gefühle durchströmten mich. So wie es immer wieder war.
Hin und her und es konnte nicht funktionieren. 
Ich wünsche mir immer noch, dass D Teil meines Lebens wäre. Ich vermisse ihn als Teil meines Lebens. 
Vor zwei Jahren schmissen wir uns alles an den Kopf. Das war ehrlich wie nie und gleichermaßen schmerzhaft. Jetzt leben wir unsere Leben, ohne die andere Person. Und für D wird es auch keinen Weg zurück mehr geben. 


Manchmal will ich einfach schreiben "Kannst du nicht Teil meines Lebens sein?" - Und ich spüre das Schweigen.

Mittwoch, 26. Juli 2023

Ganz schön dunkel so weit unten.

 „Hi“

Mehr nicht. Worte der Entschuldigung, Worte des Bedauerns, Worte des Wünschens hast du aufgegeben. Mich hätte sowieso nichts davon erreicht.

‘Ach Liebling, wohin soll uns das denn bringen?’, frage ich dich. Ich weiß, dass es darauf keine Antwort geben würde. 

Monate ist es her, dass wir uns alle Vorwürfe per Textnachricht an den Kopf warfen. 

Ich würde gerne schreiben, aber ich bin ein Sturm. 

Freitag, 7. Juli 2023

Wie schnell kann man leben?

Wieder sind drei Monate vorbei.

Podium geschafft, zwei Vorträge geschafft, Aufsatz geschafft.


Manchmal frage ich mich, was ich hier tue und vor allem wofür?

Frau B sehe ich alle 6 bis 8 Wochen und das ist okay. Vielleicht habe ich jetzt - mit Medikamenten - das höchste von dem erreicht, was geht. Es ist nicht gut - aber es ist nicht so schmerzhaft. Alles ist nicht immer so schmerzhaft.

An D. denke ich kaum. Tue ich es doch, dann wird mir übel. Auf eine Art und Weise, die mich von den Gedanken wegkonditioniert.
An meine Erzeugerin denke ich nicht mal. Aber sie kontaktiert mich. Sie hört nicht auf anzurufen. 10 Mal hintereinander. Bis ich auch die Festnetz-Nummer blockiere. Dann ist es wieder ganz ruhig.

S. rief mich heute an, während ich noch im Büro war und wir sprachen eine Stunde. Irgendwann sagte er, dass mein Doktorvater - unser Chef - es nicht möge, wenn sich Dinge verändern. Alles solle bleiben wie es ist. Und das wünsche ich mir auch auf irgendeine Art und Weise.

Kontakthalten kann ich kaum. 


Seit Monaten brennen mir all die schlechten Dinge im Kopf, die ich meiner Erzeugerin an den Kopf werfen möchte, jedes Mal wenn sie mich telefonisch tyrannisiert. Irgendwann werde ich sie hier aufschreiben und hoffentlich los sein. Morgen treffe ich mich mit meiner Tante, das erste Mal alleine. In ihr habe ich eine Verbündete, mit der ich nie rechnete und ich fühlte mich stets so alleine in diesem "familiären" Gefüge.

Mittwoch, 5. April 2023

"Ich mag Schmerzen und gleißendes Licht. Und etwas von Leuten zu wollen, das sie mir nicht geben können."

Ich sitze in meinem Büro in der Universität. Die Sonne scheint durch unsere Südfenster.
Mit jeder Faser auf der Flucht meines Arbeiterkind-Daseins. 

Ich bereite mich vor auf ein Podium in Wuppertal,
ich bereite mich vor auf einen Aufsatz mit meinem Doktorvater,
ich bereite mich vor auf zwei Vorträge in Wien und Den Haag,
ich bereite mich vor und sichte die Quellen für meine Diss.

Mit jeder Faser auf der Flucht meines Arbeiterkind-Daseins und allem, was mich daran erinnert.

Auf meinen Airpods dudelt eine "Light Academia" Playlist vor sich hin, während ich alte Dokumente aus der Nachkriegszeit studiere. 

Verschämt stolz darauf sein, es trotzdem bis zur Promotion geschafft zu haben. 

Viel aus meinem Leben habe ich zurückgelassen.
Meine Mutter, D. Andere Menschen, die mir nicht gut taten. 

Sich so anders zu fühlen, egal wo man ist.
In der vermeintlichen Heimat als "Akademikerin" und Außenseiterin. In Academia als Arbeiterkind, dem man den fehlenden Habitus immer wieder anmerkt. Als angehende Lehrerin mit Doktortitel. Schräg betrachtet, wie alle Lehrer:innen mit Dr.
Früher als depressive Person inmitten von Menschen. Jetzt weder schmerzlich krank noch gänzlich gesund.

Immer auf der Flucht gewesen. Ich wollte nur eine echte Heimat finden. 

Donnerstag, 3. November 2022

"Manchmal frage ich mich echt, wie ich es verdient habe, dass du mir die Treue hältst..." - J

 "Ich kenne glaube ich keinen Menschen, der es so verdient hat wie du!!"


Ich halte dir die Treue bis einer von uns stirbt. Das ist auch Teil meines Problems.

Sonntag, 2. Oktober 2022

"Es tut so weh dich anzusehen."

 "Du kannst nicht wirklich behaupten, dass du nicht bemerkst hast,
dass ich für dich Gefühle habe.
Das kannst du nicht übersehen haben, J."

Das war einer, von vielen dieser Morgen. 

Ich misstraue D. bis in die letzte Faser meines Köpers.
Würde ich es nicht tun, dann änderte es auch nichts an unserer Situation. 

Sonntag, 25. September 2022

Wird es, so wie es jetzt ist, je weniger schmerzhaft sein?

Urlaub ist eine Kraftprobe für mich. Kein Wunder, dass die Emotionen über mich hereinbrechen. Ich muss an D. Denken, manchmal sehe ich nachts D‘s Gesicht vor mir. Es elektrisiert mich und es fühlt sich schmerzlich auf viele Weisen wie früher an. 

Nicht mit D leben zu können, aber auch nicht ohne ihn, ist vielleicht die größte Tragödie meines tragischen Lebens. Ich muss mich zusammenreißen nichts zu schreiben, meinen Schmerz nicht zu offenbaren. Der Urlaub dauert noch bis Donnerstag. Ich weiß nicht, ob ich noch so lang stark bin. Ich habe alte Verläufe gelesen, weil ich leider einfach ich bin. Es schmerzt. Tags & nachts haben wir geschrieben. Mit wochenlangen Pausen dazwischen und dann wieder zu jeder Zeit. 

D & F sind beide ohne mich besser dran. Es fühlte sich immer wieder so an, als würde ich ihr Leben sabotieren. Als scheiterten die Dinge meinetwegen. Weil ich Teil ihres Lebens war.  Beide führen seitdem ich keine Teil mehr bin „funktionierende“ Beziehung. Glaube ich. Ob sie glücklich sind? Ich weiß es nicht. Mit F ist alles gut. Ich leide nicht darunter wie es ist. Mit D ist das wie gesagt etwas anderes. 

D hat es verdient glücklich zu sein und ich wünsche mir so sehr, dass er so glücklich ist. Dass er froh ist, gegangen zu sein. Er hat nie versucht es zu ändern, wie es nun ist. Ich kann ihm einfach nicht glauben, dass der Schmerz darüber, wie es war, schlimmer ist als die jetzige Situation. 

Ich hätte es vermutlich und trauriger Weise für immer akzeptiert. D mit dem Schmerz der Entfernung, dem Schmerz des Wissens in meinem Leben zu haben. 

Er & der Schmerz. War das besser als einfach nur den Verlust zu spüren? 

Mittwoch, 24. August 2022

Einige Dinge verschwinden nicht einfach.

 Ich schreibe nicht mehr. Ich schreibe nie. Aber es fehlt mir.

Was haben zwei Jahre Therapie mit mir gemacht? 
Ich frage mich so oft, was von mir jetzt bleiben wird, was ich hinter mir lassen muss.

Mein Handy blinkt auf. Alle drei Wochen - mal mehr - mal weniger. Meine Erzeugerin kontaktiert mich stetig seitdem ich im März, nach beinahe zwei Jahren Therapie die Reißleine gezogen habe. Ich hätte mir gewünscht, sie hätte es einfach gelassen, einfach verstanden, einfach akzeptiert. Aber sie versteht nichts davon. Sie wechselt zwischen Selbstmitleid und aggressiven-manipulativen Nachrichten. Jede davon kotzt mich an.

Ich habe während der Therapie einiges hinter mir lassen müssen und nicht alles davon fiel mir einfach.
Wenn ich alte Blogbeiträge sehe und lese, wenn ich Fotos sehe, wenn Lieder meiner Spotify-Liste laufen, dann taucht so oft noch D. vor meinem geistigen Auge auf. Während ich mir den Tag herzlich herbeisehne an dem meine Erzeugerin mich in Frieden leben lässt, habe ich mich immer wieder dabei erwischt, mir das mit D. anders zu wünschen.
Es ist das einzig Vernünftige wie es jetzt ist. Ich rede mir ein, dass er das aus diesen Gründen getan hat. Und trotzdem fühl ich den Verlust. Und vielleicht werde ich ihn immer fühlen. 
D. war "Zuhause". Er war so viele Jahre "Zuhause", in denen ich kein physisch gefühltes Zuhause hatte. Ich fühlte Geborgenheit, die mir sonst nur T. geben konnte. 

Ich habe Angst vor dem Ende der Therapie. Ich fürchte den Punkt, an dem ich nicht mehr - nach über zwei Jahren - einmal pro Woche zu Frau B. gehe. Mir graut, dass ich dann wieder mehr schreiben werde. Weil ich es immer noch nicht kann, ganz aktiv mit meinem Schmerz zu den Menschen zu gehen. Dabei gibt es so viele, die ich wertschätze. 

Ich habe das Gefühl schreiben zu müssen. Es hat sich viel angestaut, aber es will nicht heraus.

Was bleibt von mir über, nachdem ich mich 15 Jahre meines Lebens nur krisenhaft erlebt habe?




Montag, 25. Juli 2022

"I put on Survivor just to watch somebody suffer."

I don't wanna talk right now
I just wanna watch TV
I'll stay in the pool and drown
So I don't have to watch you leave
I put on Survivor just to watch somebody suffer
Maybe I should get some sleep
Sinking in the sofa while they all betray each other
What's the point of anything?

Mittwoch, 4. Mai 2022

"Ich wollte lieber an andere glauben statt an ihnen zu zweifeln."

"Und der Mann, mein künftiger Doktorvater. Der mich seit fast vier Jahren immer wieder über alle Maße forderte und mich meine eigenen Grenzen überschreiten ließ und mir dabei immer ein Gefühl von Sicherheit gab."


Historisch ist die Idealisierung. Zeitgenössisch der Schmerz.  

The pain, the pain. It always rains. In my soul. 

Montag, 25. April 2022

"Lass dir nie sagen, 'Das können Sie nicht' [...]."

"Ich bin fest davon überzeugt, dass du den richtigen Weg gehst und die neue Stelle dich weiterbringen wird. Ich bin zwar dennoch traurig, dich nicht voll im Team zu haben, aber glaube das wir doch stark verbunden bleiben. Ich wünsche dir von Herzen viel Erfolg und Glück auf deinem Weg. Nicht vergessen. Ich habe dir mal gesagt, man* darf ambitioniert sein (!) und schauen, wo einen der Weg hinführt. Lass dich nicht beirren, lass dir nie sagen, das können sie nicht oder dich zufrieden geben, wenn du merkst, dass du mehr willst."





Dienstag, 5. Oktober 2021

"Sie fallen weich..."

Meine Chefin sitzt digital vor mir.
Wir reden über die Zukunft. Alles wird gut werden und wenn nicht, dann sagt sie, falle ich weich. Jemand, beziehungsweise die Professur, wäre da, um mich aufzufangen. 

Jemand ist da, um mich aufzufangen. Ich habe das noch nie so stark gefühlt wie jetzt.
Ich bin Wissenschaftliche Mitarbeiterin seit fünf Tagen. Wahnsinn.


Mein Chef saß auch vor mir. Persönlich. 
Mein Doktorvater. 

Wir sehen derzeit stark, was mit Personen passiert, die die Arbeitsweise an unserer Professur nicht ertragen können. Ich bin dort vier Jahre akademisch groß geworden. Meine Schmerzensgrenze ist beinahe unermesslich.
CR weiß, was er mir zutrauen kann. 

Die nächsten Monate werden chaotisch. Meine Lehre, meine angehende Promotion.

Das schönste ist aber, jeden Abend nachhause zu kommen. Ich komme das erste Mal in fast 25 Jahren wirklich und wahrhaftig nachhause. M sitzt im Wohnzimmer, wir trinken warmen Kakao. Das ist jetzt meine Familie.


Ich konnte noch nie so weich fallen wie jetzt.

Dienstag, 14. September 2021

"Alles war schön und nichts tat weh."

Meine Zukunft ist jetzt. 

Meine Zukunft aus Juni ist jetzt.

Gestern habe ich meine Masterarbeit eingereicht. Die Vertragsunterzeichnung für meine WiMi Stelle steht kurz bevor. Vor einer Woche bin ich mit M. zusammengezogen. Der Antrag für mein Dissertationsprojekt wurde positiv beschieden. 

Ich habe Gänsehaut, mir ist übel. Es ist so weit. Die Zukunft ist jetzt. Ich habe jahrelang auf genau das hingearbeitet. Ich habe gearbeitet und gearbeitet und gearbeitet. Die Arbeit hat mir die Möglichkeit gegeben Ich zu sein und zu atmen und zu leben. 

Ich finde keine Worte für das was ich fühle. Ich kann das nicht ausdrücken. Ich würde das, was da in mir ist gerne übertragen, damit Leute es verstehen.

Die Dinge sind gut gelaufen, all die Dinge sind gut gelaufen. Ich darf lehren, ich darf forschen. Ich darf meine Abende neben M auf der Couch verbringen. 
Ich frage mich immer, ob ich allem gewachsen bin und dann frage ich mich, wenn nicht ich, wer dann?
Die nächsten Monate werden Wahnsinn. Es passieren so unglaublich viele Dinge.
Ich lehre, ich nehme an einer Tagung teil und darf den Tagungsbericht schreiben, ich darf Teilnehmerin einer Podiumsdiskussion sein, ich darf meine Diss starten.

Alles ist voller Abschiede. Abschied von meinem WG Zimmer. Abschied von meinem Studenten-Dasein, Abschied von meiner Arbeitsgruppe, bis ich im Januar wieder da bin.

Heute saß ich eine Stunde mit meinen beiden Chefs, der Professorin und dem Professor in den Büros und wir haben einen Kaffee getrunken.
Die Frau, die mich im nächsten halben Jahr aufnimmt, lehren lässt, so positiv gestimmt war, bevor sie mich kannte.
Und der Mann, mein künftiger Doktorvater. Der mich seit fast vier Jahren immer wieder über alle Maße forderte und mich meine eigenen Grenzen überschreiten ließ und mir dabei immer ein Gefühl von Sicherheit gab.  Und dann mögen sich die beiden auch noch. 
Wir trinken eine Stunde Kaffee, machen Pläne, lachen. 

Ich bin aufgeregt aufgrund der Abgabe meiner MA. Es kann immer irgendwas nicht stimmen. Gerade nach dem Fiasko mit meiner BA. LY schaut mich an und beharrt darauf, dass sie sich nichts Schlechtes vorstellen könnte und sagt "Frau W. ich kannte Sie schon, da war ich noch nicht mal hier." 
Damit sagte Sie mir, dass mein Herr Doktorvater schon davor Lobpreisungen sang, die mich am Imposter-Syndrom leiden lassen. 

Was passiert hier nun? Wann bin ich so gewachsen? Werde ich mich je so fühlen?