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Montag, 17. August 2020

You probably couldn't see the lights but you were looking straight at me.

 Ich schreibe wieder seltener. Die Therapie erfüllt so halb ihren Zweck, aber vielleicht auch nicht. Durch die Therapie fällt mir noch stärker auf worüber ich gerne reden würde und denke dementsprechend viel stärker darüber nach.

Dann schaffen wir aber nicht alles zu besprechen, was mich beschäftigt. 50 Minuten sind sehr kurz, wenn man heult. Mein oberstes Ziel ist aber derzeit nicht mehr währenddessen zu weinen. Mama und Papa habe ich immer noch nicht davon erzählt, aber das muss auch nicht sein.


In der Arbeitsgruppe fühle ich mich momentan so sehr angekommen. Es ist so schön mit allen. Es gibt so viel Wertschätzung. Letzte Woche habe ich auch eine Stunde mit S.H. telefoniert, er ist ja krank und wir hatten uns länger nicht gehört. Das war wunderbar. Ich vermisse ihn so sehr. Er ist so herzlich und konstruktiv und ihn nicht bei uns zu haben, ist für mich schrecklich. Auch sonst fühle ich mich momentan irgendwie gestärkter als sonst. Ich habe weniger Sorgen um meine Promotionsstelle und alles wird schon schief gehen. Ich bin sehr gut aufgestellt. Chef war jetzt lange im Urlaub und hat eine Auszeit gebraucht. So nach und nach kommt er wieder und ich fühle mich wichtig und wahrgenommen. Die Arbeit ist für mich häufig meine Sicherheit und mein Zuhause.  Wenn ich momentan den Flur runterlaufe habe ich so ein Gefühl in der Brust, das irgendwie sehr positiv ist. Glaube ich zumindest, es ist undefinierbar. 

Ich habe einiges im Studium schon abgeschlossen, sodass ich mich bald auf die Endphase meines MA konzentrieren kann. Das ist echt super. Es geht voran. Ich bin so jung und habe einen ausgereiften Plan und das fühlt sich für mich so wichtig an. 

Es gibt echt noch einige Punkte, die ich in der Therapie ansprechen muss. So gut die Arbeit und das Studium läuft, so wenig kann ich mich um mich selber kümmern. Hier ist ständig Chaos. Ich esse nicht vernünftig. Die meiste Zeit liege ich paralysiert im Bett, obwohl ich noch so viel zu lesen hätte. Meine Arbeitsgruppe besteht aus vielen klugen Leuten, wie soll man da mithalten? Ich wünschte ich hätte mich da mehr im Griff und könnte mehr auf mich Acht geben. Häufig fehlt dazu dann noch die Motivation.

N. und ich sehen uns momentan auch seltener. Wir sind beide im Stress und manchmal denke ich, dass wir uns ganz anders entwickeln. Das tut dann immer einen Moment weh. Ich hoffe sehr, dass er mir erhalten bleibt. Aber wer weiß das schon. 

D. hat sicherlich einiges von dem verstanden, was ich ihm zu sagen versucht. Umsetzen wollte er dies aber nicht. Es macht mich nicht mal mehr sonderlich sauer, es ist nur so viel Zeit und Emotion da rein geflossen.  Ich dachte mir ich lasse es einfach auslaufen, aber irgendwo wollte ich ihn auch sehen. Auf Antworten warte ich Tage. Ich hätte es mir gerne erspart, aber jetzt habe ich seine Nummer wieder gelöscht. D. war nie ehrlich zu mir. Ich habe immer mehr darin gesehen. Von außen denken so viele immer, dass ich der Grund bin warum es scheitert. Aber das ist nicht so.  Ich hätte so gerne verstanden, was er fühlt und denkt. Ich habe mir so sehr gewünscht, dass das Bestand hat...

Frau B. ist jetzt im Urlaub und wir sehen uns drei Wochen nicht. Ich drehe jetzt schon halb durch bei dem Gedanken. Vielleicht muss ich wieder ein bisschen mit S. quatschen. Momentan reden wir über viele belanglose Sachen. 

Eigentlich wollte ich einen Eintrag schreiben, weil ich halbwegs ausgeglichen war.
Jetzt bin ich doch ziemlich angefressen. 
Dass meine Wut mich antreibt ist ein großes Problem, das wir auch in der Therapie schon grob angesprochen hatten. Aber was würde ich tun, wenn ich nicht mehr wütend wäre? Und hätte ich irgendetwas das mich noch antreibt?

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